Anaïs
Ségalas
Gallica,
1837 - Vibert, Frankreich
Duft:
3, zartes, angenehmes Parfum
"Historische
Rosen", "Alte Rosen", was ist das? Werden in hundert
Jahren die heutigen "Modernen Rosen" nicht auch
"Historisch" oder "Alt" sein? Nein!
In
der Literatur wird gern das Jahr 1867 als Grenze zwischen "Alt"
bzw. "Historisch" und "Modern" genannt. In diesem
Jahr wurde die erste Tee-Hybride 'La France' gezüchtet.
Foto: Ute
Zengerling-Salge
Foto:
Ute Zengerling-Salge
La
France
Tee-Hybride,
1867 - Guillot fils, Frankreich
Duft:
2, angenehm, unaufdringlich süß
Die
Engländer reklamieren eine andere Tee-Hybride als Grenze.
Dies
ist Quatsch! Auch nach 1867 wurden noch "Alte Rosen"
gezüchtet, also Rosen der wenig hybridisierten Gruppen Gallica,
Centifolia, Damascena, Alba.
Madame
Hardy
Damascena,
1832 - Hardy, Frankreich
Duft:
2-3, angenehm fruchtig-würziges Parfum
So
z.B. viele Rugosa, die jeder Rosenfreund ohne nachzudenken, zu den
Historischen Rosen zählt. Auch die ersten Tee-Hybriden, ebenso wie
die meisten Remontant-Hybriden wird man sinnvollerweise zu den Alten
rechnen. Die Grenze ist also fließend, Schwerpunkt der Historischen
Rosen ist das 19. Jahrhundert oder früher, wo man Samen von Rosen
ausgesät hat, ohne vorher eine gezielte Bestäubung vorzunehmen.
Dies begann erst gegen Ende des Jahrhunderts. Wenn man unbedingt eine
Grenze nehmen will, kann dies der Erste Weltkrieg sein, die
europäische Rosenzucht kam zum Stillstand und danach begann eine
starke Hybridisierung mit der Vorgabe, nur noch öfter- oder
dauerblühende Rosen - in immer neuen Farben und Farbmischungen - zu
erzielen. Der Duft spielte keine große Rolle mehr, sogenannte ‚edle’
Blütenformen wurden modern, Haltbarkeit war wichtig, Schnittrosen
für den Blumenhandel wurden gezüchtet.
Mit
Austins Züchtungen oder den Duft-und Romantikrosen aus Frankreich,
Deutschland
Sharifa
Asma
Englische
Rose, 1989 - D. Austin, UK
Duft:
4, frisches, tiefes Parfum, Melone
oder
auch von anderen Züchtern aus England, begann man sich zumindest
teilweise auf die Tugenden der Alten Rosen zurückzubesinnen: Duft,
vielfältige Blütenformen und zumindest zum Teil auch auf sanfte
Farben, die dem Auge nicht wehtun. Meist blieb jedoch die schöne
Strauchform der Historischen Rosen, die auch ohne Blüten eine Zierde
ist, auf der Strecke. Und über viele Farbkreationen kann man
geteilter Meinung sein, das ist Geschmacksache. Aber es gibt auch
moderne Züchter Alter Rosen, so hat Rolf
Sievers in den 1970er Jahren eine Reihe sehr schöner Albas
gezüchtet.
Warum
muss jede Rose das ganze Jahr blühen? Fast in jedem Vorgarten steht
eine Forsythie, und die blüht gerade einmal zwei Wochen.
Wo
ist der Duft bei den meisten Tee-Hybriden und vor allem bei den
Schnittrosen geblieben? Begraben unter einer dicken Wachsschicht! Die
Rosen sollten für die Vase haltbar sein, bei Schnittrosen ein Muss,
bedingt allein schon durch den mehrtägigen Transport. Dies gelingt
nur, wenn die Blütenblätter per Zucht mit einer möglichst dicken
Wachsschicht bedeckt sind. Sie welken dann nicht mehr so schnell, da
die Wasserverdunstung stark reduziert wird, aber auch die Duftstoffe,
die in den Petalen sitzen, können unsere Nase nicht mehr erfreuen.
Das
Ergebnis entspricht dann den heutigen Tomaten, die rund, rot und
lange haltbar sein müssen. Selbst die letzten Züchtungen, die
wieder etwas Geschmack zurückgebracht haben, kann man nicht mit
einer alten Sorte, wie diesen vergleichen:
'Ponderosa
Pink'
'Lunghi
si Rotunde'
'Jahmato
Banana Pear'
'Indische
Tomate'
Wer
eine solche Tomate nicht probiert hat, weiß nicht, wie Tomaten
schmecken. So ist das auch mit den Rosen.
Zurück
zu diesen. Was hat Moral mit Rosen zu tun? Heute offenbar viel:
Rosenzüchter
müssen Geld verdienen - bereits Verdier ist durch seinen Rosenhandel
Millionär geworden - sie haben dabei aber, wie jeder andere
Unternehmer auch, eine gesellschaftliche und moralische
Verpflichtung. Dass David Austin die Rose, die er nach seinem Vater
Charles benannt hat, nicht mehr in seinem Katalog aufführt, ist
schon eigenartig -
ich hätte das meinem Vater nicht angetan - die Erklärung ist
einfach: Die Schutzrechte sind abgelaufen und mit Neuzüchtungen kann
man mehr Geld machen.
Charles
Austin
Englische
Rose, 1973 - D. Austin, UK
Duft:
4, intensiver Duft nach exotischen Früchten, Papaya und Maracuja
Schlimm
wird es jedoch bei Schnittrosen. Diese werden heute im Wesentlichen
bei Kordes in Deutschland gezüchtet und hauptsächlich von zwei
großen Firmen in Kenia für den europäischen Markt produziert:
Kordes und Karuturi. Daneben gibt es nur wenige kleinere Betriebe.
Weitere wichtige Länder sind Tansania, Kolumbien und Ecuador.
Wie
die 3-teilige Dokumentation des NDR "Die
Rosen-Story"
zeigt,
findet in Kenia bei Kordes und Karuturi moderne Sklaverei und eine
unsägliche Umweltvergiftung statt. Kordes
stellt sich im Internet zwar als sozialverantwortliches Unternehmen
dar, das soll insbesondere für Kenia gelten. Die Beschäftigten
belegen jedoch Löhne von 32 € pro Monat. Nach eigenen Angaben
entstehen Personalkosten
von 3 $ pro Tag. Bei Karuturi
wird gezeigt, wie Rosen und Personal im Giftnebel ersticken und das
ARD-Magazin
Plusminus wies 2009 in einem Test nach, mit welchem Giftcocktail
die
Rosen
bei uns im Supermarkt landen, darunter 3 Pestizide, die in der EU
nicht erlaubt sind.
Wie
menschenverachtend diese Firmen sind, spricht Herr Kordes jr. im
dritten
Teil der Dokumentation aus, wörtlich zitiert:
"Man
kann nicht einfach die Löhne verdoppeln, die Kosten, die würden
dann so stark steigen und die Leute, die würden auch nicht dieses
Geld nehmen, um das zur Seite zu packen, das würden die auch
ausgeben."
Das
Wasser für die Rosen wird aus Brunnen oder dem Naivashasee gewonnen
und geht vergiftet in diesen zurück. Kordes spricht davon, ein
Kreislaufsystem schaffen zu wollen. Dies soll 3-5 Jahre dauern. Eine
Beleidigung für jeden deutschen Ingenieur - solch ein Projekt dauert
nicht länger als 1 Jahr, man muss es nur wollen, bzw. plant und baut
das System parallel zum Ausbau der Gewächshäuser. Insbesondere, da
die Ansiedlung von Kordes, lt. Kordes jr. mit einem Kredit in Höhe
von 30% der Investition durch die DEG, einer Tochter der öffentlichen
KfW-Bank gefördert wurde. Aber die Rose könnte dadurch ja 1/10 Cent
teurer werden.
Dies
geschieht natürlich nicht nur, damit wir den Strauß beim Discounter
für 1,99 € kaufen können, zuallererst geht es um den Profit des
Unternehmers.
Deutsche
Schnittrosenproduzenten können nicht mehr mithalten und müssen
aufgeben, die Energiekosten sind hier viel zu hoch. An diese Folgen
der Globalisierung haben wir uns bereits gewöhnt, nur müssen wir
das auch noch fördern?
Aber
wir Verbraucher haben es in der Hand. Es gibt auch Fairtrade-Rosen
aus Kenia oder Ecuador in unseren Supermärkten zu kaufen, leider
viel zu wenige. Wahrscheinlich ist für uns der Mehrpreis von ca.
einem Euro unerschwinglich.
Ich
kann auf solch einen vergifteten Strauß, der unter Bedingungen
produziert wurde, für die wir uns schämen sollten, gern
verzichten. Für einen Rosenstrauß warte ich, bis meine Rosen
blühen.
Wenn
davon eine Blüte schon nach wenigen Tagen die Blütenblätter
verliert - Historische Rosenblüten halten oft nicht lang - so bleibt
der Duft, ich kann sie trocknen - sie duften dann noch in einem Jahr!
Und
diese Kordes - Kiese Kombination aus 'Alchymist' und 'Wartburg'
schaue ich mir nur in Sangerhausen an.
Den Bericht habe ich auch gesehen und war entsetzt. Allerdings konnte man mir mit einem gekauften Rosenstrauß noch nie eine Freude machen. Und auch sonst finde ich gekaufte Schnittblumen ökologisch nicht mehr vertretbar - zumindest nicht, wenn sie tausende von Kilometern entfernt produziert werden. Zumal dort in den Produktionsstätten besser Nahrungsmittel angebaut werden sollten. Dort gibt es genug Eigenbedarf. Aber mit der Globalisierung stehe ich ohnehin seitdem wir bloggen immer mehr auf Kriegsfuß.
AntwortenLöschenVG Silke
So ist es..
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