Sie stach sich am Dorn einer Spindel, schlief hundert Jahre, umringt von einer undurchdringlichen Dornenhecke, die sich nach diesen hundert Jahren in eine blühende Rosenhecke verwandelte. Jetzt konnte ein Prinz die Hecke überwinden und die Königstochter wachküssen. Und wenn sie nicht gestorben sind, .....
Illustration Walter Crane, um 1880
So heißt es im alten französischen Märchen, das die Gebrüder Grimm für uns aufgeschrieben haben und seitdem (?) haben Rosen im allgemeinen Sprachgebrauch Dornen!
Jeder von uns hat sich schon einmal ein Triangel in die Sonntagsbluse oder ins gute Hemd gerissen, weil wir nur mal schnell ein Unkraut zupfen oder einen verdorrten Zweig oder eine Blüte abschneiden wollten, ohne vorher den Kampfanzug anzuziehen.
Aber haben wir uns die Stacheln unserer Lieblinge schon einmal ganz genau angesehen und dabei eine unglaubliche Vielfalt entdeckt? Ich mache es gerade, da ich hunderte von Fotos, die ich im Frühsommer gemacht habe, jetzt bearbeite und zu der jeweiligen Rose im Rose-Biblio einpflege und dort die Fotos auch noch in einen beschreibenden Text umsetze. Eine schöne Winterarbeit - auch wenn ich manchmal fluche - aber ich ärgere mich bei HMF immer wieder darüber, dass man nach den mageren Texten und immer wieder gleichen Fotos keine Rose auch nur halbwegs bestimmen kann. Richtig geht das eh nur, wenn man einen blühenden Zweig neben eine andere Rose hält und vergleicht. Aber dank der vielen Detailaufnahmen im Rose-Biblio, kann man dort doch schon eine Vorbestimmung machen und sich oft auch ganz sicher sein. Denn dort steht ja nicht lapidar "mild fragrance", für das letzte wichtige Vergleichsmerkmal!
So habe ich auch gleich Stoff für einen Post bei diesem kalten winterlichen Nebelwetter und kann eine Pause machen. Übrigens die hellgrauen Stacheln mit dem zarten schwarzen Muster und der hellbraunen Spitze stammen von 'Heroïne de Vaucluse'. Hier noch einige Beispiele:
'Champion of the World'
Typisch ist die dichte Bestachelung von Moosrosen:
'William Lobb'
Dass das mit der Mutation zusammenhängt, die sich offenbar nicht nur auf die Blüte beschränkt, sieht man gut bei
'Quatre Saisons Blanc Mousseux'
Oben die Moosrose, unten der Rücksport und
'Quatre Saisons', der Ursprung, wenn auch hier mit noch jungen, roten Stacheln, sieht doch genauso aus, die Stacheln sind deutlich weniger dicht.
Ganz ohne Stacheln: 'Schöne aus Angeln',
zum dazwischen arbeiten, mir am liebsten.
Daneben steht 'Madame Legras de Saint-Germain' - auch eine stachellose Rose, es sei denn man schaut genau hin. Am großen Strauch fand ich nach langem Suchen zwei kleine Stacheln, besonders hübsch geformt!
Bei Gallicas - hier 'Ohl' - findet man oft nur winzige Stacheln, aber dafür viele Borsten.
Nicht ungefährlich, aber wohlgeformt sind die stacheln von Rosa centifolia 'Major', sowie bei vielen anderen Centifolien.
Mein absoluter "Liebling", 'The Garland' - meterlange flexible Triebe, ineinander verhakt, schlimmer als bei Stacheldraht möglich.
ABER ICH LIEBE SIE ALLE!
Übrigens, 'Sir Joseph Paxton' hat die -7°- Nächte recht gut überstanden, nur ganz leicht lädiert.