Rosen
kaufen, heute die einfachste Sache der Welt, denkt man! Natürlich,
HelpMeFind führt Sie zu vielen Online-Shops, und dann sind es nur
wenige Klicks und Ihre Lieblinge sind bestellt. Aber Vorsicht!
Diese
Rose habe ich als 'Capitaine John Ingram' bestellt. Die Farbe stimmte
in etwa, aber wo war das Moos!!!
Ich
lief mehrmals durch das Europa-Rosarium in Sangerhausen, einen Zweig
mit Blüte in der Hand, bis ich keine Rose mehr sehen konnte. Im
dritten Jahr war ich mir dann sicher, es war 'Duc de Cambridge'.
Duc
de Cambridge
Damascena,
1800 - Laffay, Frankreich
Duft:
3- 4, fruchtiges Parfum, Vanille und Zitrone
Jedem,
der schon einmal 20 bis 30 Rosen gekauft hat, kann so etwas
passieren, nicht nur bei Historischen Rosen. So auch der Rosenfreundin Ute, die bei einem bekannten Garten- und Pflanzenversand eine Rosa centifolia 'Muscosa' bestellte und diese bekam:
Foto: Ute Zengerling-Salge
Foto: Ute Zengerling-Salge
Utes schöne Unbekannte III
Es ist wohl eine öfterblühende Bourbon. Ein Steckling steht bei mir neben 'Louise Odier', mit der sie große Ähnlichkeit hat, wenngleich die Blüten etwas kleiner sind.
Wie
ist das möglich? Arbeiten die Rosengärtnereien beim Vermehren so
nachlässig? Nein, die Rosen bekommen schon beim Veredeln ein Etikett
mit Namen, Verwechselung ausgeschlossen! Aber haben Sie sich schon
einmal gefragt, warum einige Rosen bei HMF mit so vielen, angeblich
synonymen Namen aufgeführt werden oder warum die von den Mitgliedern
eingestellten Fotos gelegentlich offensichtlich verschiedene Rosen
zeigen?
Und
dann steht im Online-Katalog bei einigen Rosen: Leider noch kein
Foto! Dann müssen Sie besonders vorsichtig sein. Ein seriöser
Rosengärtner stellt nur eigene Fotos seiner eigenen Rosen ein -
leider machen das nicht alle. Fragen Sie daher vor der Bestellung,
auch wenn man nach einem Blütenfoto allein keine Rose bestimmen
kann, aber es gibt doch etwas Sicherheit. Rosengärtner, die sich
keine Mutterpflanzen zur Reisergewinnung halten, haben die Blüten
ihrer Historischen Rosen vielleicht noch nie gesehen, wenn sie nur
wurzelnackte Pflanzen verkaufen. Denn diese Rosen blühen im Jahr
nach der Veredlung noch nicht, es werden aber bereits wieder Reiser
für die nächsten Veredlungen genommen. Bei einem reinen Händler können schon eher Verwechselungen passieren. Und erwarten Sie von einer Rose vom Discounter nicht unbedingt die auf der Verpackung abgebildete Rose, sie hat auch oft einen Fantasienamen!
Es
begann oft schon im 19. Jahrhundert. Friedrich Schneider II, der
bekannte Rosenfachmann aus Wittstock, beklagte sich bereits 1883 in
seinem Rosenjahrbuch in der "Rangliste der edelsten Rosen"
auf Seite 143ff im Kapitel: "Rosenkataloge und Rosenschwindel"
über die Usancen der Rosenzüchter und -händler. Es war üblich,
dass Züchter ihre Rosen weiterverkauften. Der Kollege gab ihnen dann
oft einen neuen Namen und verkaufte sie als "Neuheit". Wir
kennen es von einigen der Rosen: gezüchtet von A als B, in den
Handel gebracht von C als D. Dann ist man wenigstens vorgewarnt, aber
oft steht nur der "Zweitzüchter" dabei. Die Beschreibung
der Rosen war oft dürftig oder es wurden nur Lobeshymnen in schönen
Worten in die Kataloge gesetzt. Falsche Schreibweisen der Namen
wurden kopiert und immer wieder kopiert, möglichst nochmals
verfälscht. Auch der Rosenzüchter Lambert aus Trier beklagt sich in
diesem Buch über seine Kollegen, die gern ähnliche Rosen liefern,
wenn die Originalrose vergriffen ist, ohne dies zu vermerken..
Wenn
französische Rosennamen für den englischen Markt übersetzt wurden,
kann ich das ja noch verstehen, die Kunden sollen ja keinen Knoten in
die Zunge bekommen. Dass für unterschiedliche Länder ganz
unterschiedliche Namen vergeben und heute dann auch noch geschützt
werden, finde ich nicht gut. Man gibt seinen Kindern keine Namen zur
freien Wahl.
Die
Folge ist, dass wir Kunden glauben, wir würden zwei verschiedene
Rosen erwerben, es ist aber nur ein und dieselbe. Gleiches passiert
auch heute noch. Jemand, der es wissen muss, erzählte von einem
Rosengärtner, der seinen Kollegen fragte: "Du hast da doch die
Rose A, die sieht so ähnlich aus wie B. Kannst Du mir einige Reiser
liefern, ich möchte sie gern als B verkaufen". Oder er erwirbt
in gutem Glauben Reiser und verkauft die Rose dann ungeprüft unter
dem falschen Namen.
Es
gibt auch positive Erfahrungen: Ich hatte bei HMF ein Foto einer
seltenen Rose gesehen, das sich von den anderen Fotos dieser Rose
abhob. Der Besitzer nannte mir seine Quelle, die Roseraie de Berty
hatte sie aber nicht mehr im Katalog. "Ja, wir haben sie noch im
Garten, aber da wir Zweifel am Namen haben, bieten wir sie nicht mehr
an." Nur hatte die zweite angegebene Lieferadresse laut Foto
eine andere Rose unter diesem Namen und der Dritte bezog seine Reiser
von Nr. 2. Also Vorsicht mit den Angaben bei HelpMeFind!
Dank
der Internet-Foren beginnen Rosengärtner mitlerweile umzudenken. So erzählte mir
Herr Schultheis jr., dass er Hinweisen über unstimmige Namen
nachgeht, die betreffenden Rosen in Container setzt, um sie besser
beobachten zu können und sie, wenn der richtige Name nicht
feststellbar ist, auch aus dem Sortiment nimmt. Außerdem stellt er
nur noch eigene Fotos online.
Auch
im Europa-Rosarium Sangerhausen stimmt nicht jeder Name. Schilder
können vertauscht sein oder man hat von einem Händler oder aus z.B
der Roseraie du Val de Marne in L'Haÿ-les-Roses,
Paris, seltene, in der Sammlung noch fehlende Rosen bekommen. Die
gehen dann aber erst in die Quarantäne-Abteilung. Dort sah ich im
Oktober diese als 'Van Huyssum', Gallica, bezeichnete Rose. Es war
klar, der Name war falsch, eine Gallica blüht nicht im Oktober und
hat auch kein Moos. Aber die Rose war so schön und duftete so gut -
die getrocknete Blüte duftet nach über einem Jahr immer noch etwas
- dass ich sie haben wollte. Leider war sie nach einem Jahr
verpflanzt und ich konnte nicht um ein Reis bitten. Sie bleibt die
große Unbekannte.
Ha, und ausgerechnet bei Herrn Lambert ist es uns mit seiner Gruß an Zabern passiert ;-) Die 3 Varianten hatten wir jedoch nacheinander alle blühend als Containerrose gekauft, so dass es keine Enttäuschung für uns war. Damals hatten wir zum Glück auch noch unseren Karteikasten mit den Rosenfotos beim Kauf dabei, so dass wir uns ganz bewusst für diese Unstimmigkeiten entschieden.
AntwortenLöschenBis auf ganz wenige Ausnahmen kaufen wir wegen dieser Erfahrung nur noch blühende Containerrosen. Gut zu wissen, dass bei Schultheis jetzt so viel Wert darauf gelegt wird, denn der Weg ist uns leider zu weit. Da gibt es dann doch ab und an mal eine Internetbestellung.
VG Silke