Dank
des warmen Frühlingswetters sind die Knospen der Rosen innerhalb
weniger Tage dick geworden, die ersten Blätter lugen hervor und ich
konnte die Rosen schneiden. Es war jetzt sicher zu unterscheiden, was
lebt und was ist erfroren.
Sidonie mit altem und neuem Laub
Remontant-Hybride, 1847 - Vibert, Frankreich
Der
extrem milde Dezember und Januar hatte die Rosen ja bereits in
Austriebslaune versetzt, als dann plötzlich der starke Frost mit bis
zu minus 20°C kam.
Gelitten
haben alle modernen, öfterblühenden Rambler, wie 'Super Dorothy',
'Gela Tepelmann', alle Noisette-Hybriden, die ja von ihrer Herkunft her
nicht sehr frostsicher sind, und alle Wichuriana-Hybriden. Sie sind
alle bodengleich abgefroren, da hat auch das Einpacken in Schutzvlies
nicht geholfen.
Jeanne Richert
Wichuraiana, Walter - 1929, Frankreich
Duft:
2, leicht und fruchtig
Gleiches
gilt für alle Moschatas. Multiflora-Hybriden haben unterschiedlich
gelitten, die von Geschwind - Ännchen von Tharau, Geschwinds
Schönste, Geschwinds Orden und Gilda - überhaupt nicht. Nur einige
schwache Triebe oder Spitzen mussten beschnitten werden.
Ännchen von Tharau
Multiflora-Hybride, 1886 - Geschwind, Österreich-Ungarn
Duft:
3, gutes, fruchtiges Parfum, Zimt
Gilda
Multiflora,
1887 - Geschwind, Österreich-Ungarn
Duft:
2-3, gutes Parfum, fruchtig
Den
eigentlichen Historischen oder Alten Rosen
konnte aber auch dieser
Winter nichts anhaben. Nur die jüngeren Klassen, wie Bourbons oder
Remontant-Hybriden hatten z.T. leichte Schäden, schwache Triebe oder
Teile der Zweige mussten entfernt werden. Nur 'Prince Charles' hatte,
wie fast jeden Winter stark gelitten.
Prince
Charles
Bourbon,
1842 - namenloser Gärtner des Jardin du Luxembourg, Frankreich
Duft:
3-4, fruchtig mit einem Hauch von Erdbeere und Zitrone
Über
die Einteilung der Alten Rosen in Alba, Gallica, Centifolie,
Damaszener, Bourbon und Co. ist schon viel geschrieben und gestritten
worden. Da werden geografische Daten zur Einteilung genommen, wie bei
den Damaszenern oder Bourbons, verbunden mit morphologischen
Kennzeichen oder genealogische, wie bei den Gallicas, die alle von
Rosa gallica abstammen sollen und dann von Gallien oder Frankreich
vereinnahmt wurden, auch wenn die Ersten in Holland entstanden sind.
Nun
sind die Einstufungen, bedingt durch die mehr oder weniger starke
Hybridisierung oft umstritten und es wird dann argumentiert, das muss
eine Centifolie sein, denn die Stacheln sind typisch, obwohl die
Eltern zwei verschiedenen Klassen angehören. Mich interessiert
dieser Streit nicht, mich hat es auch nie interessiert, warum die
Haarfarbe meines Sohnes so sehr aus den mir bekannten Familienrastern
herausfällt. Man könnte natürlich eifrig DNA-Analysen machen,
würde sich dann aber weiter streiten, welche Gene sind denn nun
typisch für diese Klasse.
Wer
hier tiefer einsteigen möchte, dem seien z.B. die umfangreichen
Ausführungen von François
Joyaux in 'Enzyklopädie der Alten Rosen' empfohlen.
Ein
gutes Beispiel für die Problematik der Klasseneinteilungen ist
Duchesse
de Montebello
China-Hybride,
1824/1825 - Laffay, Frankreich
Duft:
3-4, süßliches Parfum, etwas Zitrone, Gewürz
In
der Literatur steht sie meist als Gallica, wird aber auch, wohl wegen
der Blütenfarbe oder der wenigen Stacheln, als Alba gepriesen. Oft,
wenn man eine 'Small Maidens Blush' bestellt, erhält man
fälschlicherweise eine 'Duchesse de Montebello'. Sie soll eine
Kreuzung aus einer Chinarose und einer Gallica sein. Laffay hat sie
deshalb als Chinarose eingestuft.
Es ist, glaube ich, eine gute
Sache, wenn man sich der Einstufung des Züchters anschließt oder,
wenn die nicht bekannt ist, der Klassifizierung von Simon und Cochet
in 'NOMENCLATURE DE TOUS LES NOMS DE ROSES' (Paris, 2e Èdition 1906), die nahezu vollständig mit der Klassifizierung der
Züchter übereinstimmt.
Anhand
von 'Duchesse de Montebello' lässt sich noch etwas Interessantes
aufzeigen. Laffay nannte sie eine Bengalrose. Das ist aber nur ein
anderer Name für eine Chinarose, der zu jener Zeit aufkam. China
hatte im 18. Jahrhundert zahlreiche Gartensorten hervorgebracht. Da
vor den Verträgen von 1840 - 1860 kein Europäer ins Landesinnere
durfte, lief der Handel ausschließlich über den Hafen von Kanton
und die meisten Rosen stammten aus der großen Gärtnerei Fa Ti in
der Nähe dieses Hafens. Hauptimporteure waren die Engländer. Da die
Rosen den langen Seetransport nicht überstanden hätten, wurden sie
in Kalkutta, im indischen Bengalen - dem Hauptsitz der
Ostindien-Kompanie - zwischenkultiviert. So entstand der Name
Bengalrosen, ein Synonym für Chinarosen. Auch heute wird der Name
gern benutzt und somit eine zusätzliche Rosenklasse vorgetäuscht -
es lebe das Geschäft!
Auf meinem Schild steht noch Gallica - bei der nächsten Auflage wird es geändert.
Toll, Du bist wirklich fleißig :)
AntwortenLöschenDanke! Aber nicht nur hier! Heute früh von 8 - 10.30 die letzte wilde Ecke umgegraben. Jetzt können die Blüten kommen.....! Es macht viel Freude.
LöschenGanz genau konnte ich es nicht beurteilen, aber mir scheint, dass in unserem Garten die Rosen stellenweise weniger verfroren sind sondern unter der langen Trockenheit während der Frostperiode gelitten haben. Denn ihre Standort waren teilweise sehr geschützt und im Vergleich zum Winter davor hatten sie ausnahmsweise auch mal wieder mehr Winterschutz.
AntwortenLöschenAber trotzdem ist es nicht zu ändern, und die gut eingewachsenen Rosen werde ich nicht mehr umsetzen.
VG Silke