Mittwoch, 28. März 2012

Rosen, Monster, Pilze


Die ersten Blättchen treiben aus und schon erscheinen die kleinen grünen Monster - Blattläuse. Es gibt Zeitgenossen, die dann sofort ins Gartencenter stürmen und den Giftschrank plündern.

                            Foto: Radeldudel, Wikipedia

Das ist völlig unnötig und schadet nur. Es gibt viele natürliche Helfer, schon im Winter beginnen Meise, Zaunkönig und Co., ihre Lieblinge zu verspeisen.


Zaunkönig im Winter
Da sitzt doch eine!

       Fotos: Ute Zengerling-Salge
Weg ist sie!

Im Frühjahr kommen dann die Marienkäfer mit ihren Larven. Sie verspeisen Unmengen von ihnen, leere Chitinhüllen bleiben übrig. Wenn die kleinen Helfer nicht schnell genug sind, hilft auch ein scharfer Wasserstrahl oder die Finger. Wer unbedingt spritzen will, gebe einen Schuss nicht parfümierte Schmierseife in einen Liter Wasser und neble die Rosen gut ein. Die Tierchen ersticken dann. Bitte kein Spülmittel nehmen, das vertragen empfindliche Blätter nicht.


Marienkäfer - vorerst gibt es nur Wasser!


Die Polizei war schon da, nur die Hülle ist übriggeblieben. Ansonsten haben die grünen Monster noch nicht gemerkt, dass es täglich mehr leckere Rosenblätter gibt.


So sieht es nach starkem Blattlausbefall aus, wenn die Marienkäfer ihre Arbeit gemacht haben - nur noch leere Hüllen an 'Pink Grootendorst' in Veronikas Garten.


Neue Jäger braucht das Land!

                                   Fotos: Ute Zengerling-Salge

Noch bessere Jäger als die Marienkäfer sind ihre Larven.

Vor Jahren hatte ich eine Invasion von
Rosenzikaden. Man sah sie nicht, die Blätter bekamen eine weiß-gelbe Marmorierung, als wären sie vom Mosaikvirus befallen. Nur wenn ich gegen einen Zweig stieß, kam eine weiße Wolke hervor, denn sie sitzen stets an der Blattunterseite.



Am 13. Mai 2012 waren sie wieder da, bei nur 5°C war es ihnen aber zu kalt zum Fliegen.

         Foto: Wilfried Funk

          Foto: thuja thujon, forum.planten.de

 
Sie locken offenbar zahlreiche natürliche Feinde, wie Raubmilben, Raubwanzen, Laufkäfer und Spinnen an, denn im folgenden Jahr wurden sie bereits selten und verschwanden wieder völlig.

Meine liebsten "Schädlinge" sind die Rosenkäfer. Sie sehen so schön aus, dass ich ihnen gern einige Blüten spende, sie lieben die Staubgefäße.


Da hat sich doch einer verlaufen!


       Fotos: Ute Zengerling-Salge 
Wo ist denn die Rose?
Cetonia aurata


Am 28. Mai 2012 gab es in Veronikas Garten eine Rosenkäferinvasion an 'Stanwell Perpetuel' - herrlich anzuschauen!
 
  
Am 17. Juni 2012 futtert dieser hübsche Kerl die Staubgefäße der einzigen Blüte meines Stecklings von 'G. F. Veronica'


Das war lecker!
Ein weiterer Rosenliebhaber

Gebänderter Pinselkäfer - Trichius fasciatus
 
Übrigens, Centonia aurata war das "Insekt des Jahres 2000" und ist als besonders schutzwürdig eingestuft.

       Foto: Ute Zengerling-Salge
 
Noch ein Mitglied der Rosenkäfer-Familie
Oxythyrea funestra - Trauer-Rosenkäfer
Fotografiert am 4. April 2012 - Der Arme muss noch 
vier Wochen auf das richtige Futter warten!

Unangenehm sind dagegen die Erdbeerblütenstecher, kleine Rüsselkäfer, die sich auf die Gattung Rosaceae spezialisiert haben.

       Foto: James K. Lindsay, Wikipedia

Anthonomus rubi - Erdbeerblütenstecher


Sie legen ihre Eier in die Knospen, knabbern dann die Blütenstängel an, die Knospe steht schief und welkt. So kann man sie erkennen, absammeln und sicher vernichten, bevor die nächste Generation schlüpft.

Sie können den Giftschrank also zulassen, die Natur hilft sich selbst und nur bei den kleinen Rüsslern muss man mit offenen Augen durch den Rosengarten gehen und eine Plastiktüte dabei haben. Aber das macht man während der Blütezeit doch sowieso mehrmals täglich.

Dann gibt es noch einen Künstler, den ich noch nie gesehen habe, der verziert mit Vorliebe die Blätter bestimmter Rosensorten, indem er perfekte Halbkreise herausschneidet.


Das Werk der Blattschneiderbiene,
an 'Madame Eugénie Frémy'
Sie verschließt mit den Blattstücken ihre Brutzellen
 
Und noch ein ganz schrecklicher Schädling, wenn man den seitenlangen Diskussionen in Pflanzenforen glauben darf:

                        Foto: renate, forum.planten.de



Hier treibt die Rosen-Blattrollwespe,
Blennocampa pusilla ihr Wesen.


In 8 gerollten Blättern fand ich eine Larve

Ende April bis Mitte Juni sticht sie die Blätter an, die sich dann aufrollen - immer einige mehr als nötig, um Feinde zu verwirren - und legt ihre Eier ab. Die Larven ernähren sich von den Blättern und verschwinden Ende Juni bis Ende Juli in der Erde, wo sie überwintern. In der Zwischenzeit verspeisen die Wespen eifrig andere "Schädlinge". Es genügt, die gerollten Blätter zwischen zwei Fingern zu drücken, um die Brut zu dezimieren. Ästheten unter den Rosenfreunden schneiden die Blätter eifrig ab und beklagen sich dann, dass ihre Lieblinge fast nackend dastehen.

Schlimmer ist bei einigen Rosen ein anderer Feind: Blatt- und Stammpilze. Dank der reineren Luft gibt es keine Schwefelverbindungen mehr aus Schornstein und Auspuff, die die Pilze gar nicht mögen. Sie haben sich daher in den letzten Jahren stark ausgebreitet. Nun kann man sagen, ich pflanze nur ADR-Rosen, bei denen das oberste Zuchtziel Gesundheit ist, Duft, Farbe, Blüten- und Buschform alles unwichtig. Aber wer will solche Rosen, vor allem, wenn man Historische Rosen sammelt. Die sind aber meist recht gesund, also alles nicht so dramatisch, wie es manche Rosenfunktionäre behaupten.
Und denken Sie daran, eine Moderne Rose, die heute als pilzresistent gepriesen wird, kann morgen Sternrußtau oder Rost bekommen. So erging es mir mit den meisten Austin-Rosen.

Gefährlich ist nur dieser Pilz:



Wildrosen-Rost an 'Agnes'
Phragmidium mucronatum

Der Pilz befällt die Zweige und den Blattaustrieb, kommt also von Innen. Bevorzugt befällt er Rosa foetida und Rosa spinosissima, sowie deren Abkömmlinge. Bei mir war es Agnes, eine Rugosa, in der R. foetida steckt. Die üblichen Fungizide gegen Pilzbefall bei Rosen helfen nicht, wenn man nichts tut, geht die Rose ein. Im zweiten Jahr war von dem üppigen Busch nur noch eine kaum blühende Ruine übrig. Geholfen hat ein systemisches Spritzmittel aus der Landwirtschaft gegen Rost an Getreide (Folicur). Man erhält es auch in einer Kleingärtnerpackung oder in einer 1-Liter-Flasche. Die reicht dann 20 Jahre.
Das Mittel ist auch gegen normalen Rosenrost wirksam, der besonders an Albas auftritt, gelegentlich sich aber massiv in der ganzen Sammlung ausbreiten kann. Kleine gelbe Flecken auf der Blattoberfläche und gelb-orange Pusteln auf der Blattunterseite und an jungen Trieben sind typisch.



Rosenrost an 'Rose de Resht'
Phragmidium tuberculatum

Diese Rostvariante, die die Fruchtknoten befällt, ist neu für mich. Ich sammle befallene Früchte ein und vernichte sie.



Namenloser Rost
Angeblich ist es auch Wildrosenrost (Phr. mucronatum), aber er hat bei mir keine Triebe von innen befallen

Unbeliebt bei Rosengärtnern ist Sternrußtau, ein Begleiter von vielen Remontant-Hybriden und Modernen Rosen. 


Sternrußtau an 'François Olin'
Diplocarpon rosae

Bei starkem Befall sterben die Blätter ab, die sich ausbreitenden schwarzen Flecken sehen auch nicht schön aus und die Entwicklung der Blüten kann behindert werden. Hier hilft spritzen mit einem Fungizid für Rosen, wenn die ersten Blätter erscheinen und eine zweite Anwendung 2-4 Wochen später. Aber in den meisten Fällen ist das nicht notwendig, wenn Sie stattdessen mit Blattdünger und einem Pflanzenstärkungsmittel mehrmals spritzen. Diese Mittel erhalten Sie beim Rosengärtner oder auch im Fachhandel für den Ökologischen Weinbau. Befallene und abgefallene Blätter einsammeln und vernichten! Bitte nicht auf den Kompost geben, die Pilzsporen überleben dort.
Gleiches gilt für die beiden Mehltauarten, die bei mir aber nur sehr wenige Rosen befallen. Einige Blätter und Knospen fallen dadurch ab, die Pflanze treibt schnell neu aus und der Schaden ist behoben. Vorbeugendes Spritzen mit einem Stärkungsmittel ist hilfreich. 


François Guillot
Wichuraiana, 1905 - Barbier, Frankreich
Duft: 2, leicht fruchtig nach Apfel
Der leichte Mehltaubefall (Echter Rosentaupilz,
 Podosphaera pannosa) mindert die Blütenfülle nicht!

Es soll auch Menschen geben, die sich Bücher über "Rosen und ihre Schädlinge" kaufen - ich würde das Geld in eine neue Rose investieren!



3 Kommentare:

  1. Herrlicher letzter Satz. Da bin ich ganz bei dir! Viele Grüße Annette

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  2. Aus Liebe zu meinen Rosen hatte ich mir vor Jahren tatsächlich das hier genannte Buch gekauft und war extrem enttäuscht. Denn eigentlich hatte ich mir auch ein paar manuelle Tipps & Hausmittelchen erhofft. Denn gerade auch der Gifteinsatz hatte mir im Garten meiner Großeltern das Interesse an Rosen verleidet.
    Aber nun finde ich ja hier endlich eine geballte Ladung zum Thema Schädlinge & Krankheiten und werde ihn sogleich in meiner virtuellen Gartenbibliothek verlinken.
    Auch gut zu wissen, dass bei starkem Blattlausbefall Spülmittel ungeeignet ist. Da werde ich die Schmierseifenflasche im nächsten Jahr vorsichtshalber zwischen meiner Mutter & mir aufteilen. Aber meist hilft sich die Natur ja selbst!
    Vielen lieben Dank für diesen informativen Post und die zahlreichen Bilder, die ich mir bisher mühsam im www zusammensuchen musste!
    Silke

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  3. Hallo Rudolf, ich habe an meinen Wildrosen R. glauca und R. pimpinenillfolia genau diesen Rosenrost entdeckt - bei der ersten an den Fruchtknoten, bei der zweiten an Austrieben. Haben Sie dazu evtl. neuere Informationen? Sonst würde ich die befallenen Zweige / Früchte sehr konsequent rausschneiden und weiter beobachten... Danke und herzliche Grüße, Antje (BaWü)

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