Montag, 11. Februar 2013

Grüne Rosen II


Der Valentinstag rückt näher. Legt schon mal die Gasmasken und chemikaliendichte Handschuhe bereit, falls der oder die Liebste Euch mit einem direkt aus Kenia importierten Blumenstrauß beglücken wird, und lasst Euch nicht vom Fairtrade-Siegel täuschen.
 
 
Das hängt nicht nur an Rosen, es kommen fertig gebundene Mischblumensträuße bei uns an. 
 
An Nicht-Fairtrade Blumen fand man bis zu 20 verschiedene Pestizide, z.T. sind sie krebserregend. Ökotest hat 11 in Europa verbotene Gifte gefunden. Nun ja, unser Umweltminister versucht z.Zt. Siemens beizubringen, wie man Nordsee-Windstrom an Land bringt und Frau Aigner, was macht die noch mal .....? Unsere staatlichen Kontrolleure sind offenbar völlig überfordert.
 
Wenn man dem gestrigen ZDF-planet.e-Report glaubt, sind Fairtrade Blumen besser, so die Feststellung von Ökotest, aber doch weit davon entfernt, dass man sie ohne Bedenken ins Wohnzimmer stellen kann. Es sind noch reichlich Pestizide enthalten, meist nicht die ganz gefährlichen, aber auch die kommen vor, denn die Kontrollen sind völlig unzureichend - einmal im Jahr und dann meist noch angekündigt. Gängige Praxis in kenianischen Fairtrade-Farmen ist seit Jahren der Lkw-weise Zukauf von Nicht-Fairtrade-Rosen und anderer Blumen, die dann illegal in Fairtrade umgelabelt werden. Dies geschieht besonders, wenn zu gewissen Feiertagen der Bedarf in Europa sehr hoch ist. Und wer wird schon 260 Millionen Fairtrade-Rosen, die im vergangenen Jahr nach Deutschland importiert wurden, mit einer ausreichenden Stichprobenanzahl kontrollieren.


Der freundliche Geschäftsführer von Fairtrade Deutschland, Herr Dieter Overath, der nach 5 Jahren wieder mal in Kenia war, vermutlich um das ZDF-Team zu begleiten, hilft hier werbewirksam einer Pflückerin. 


Hier pflanzt er zusammen mit dem Eigentümer einer Fairtrade-Rosenfarm, die direkt am Naivashasee liegt, Papyrus in ein Feuchtbiotop, dass das Abwasser der Farm klären soll. Solche biologischen Systeme funktionieren bei richtiger Auslegung gut zur Klärung normaler Abwässer. Dass sie in der Lage sind, langlebige Pestizide und Fungizide abzubauen, bezweifele ich, das wurde im Film leider auch nicht thematisiert. Es wäre einfach gewesen, eine Abwasserprobe vor und hinter der Anlage zu nehmen und zu analysieren. Literatur dazu ist nicht zu finden. Auch von den oft erwähnten Wasserkreisläufen wurde nichts gezeigt. 


Die überschüssigen Sprühnebel mit Pestiziden und Fungiziden sinken auf den Boden, versickern mit dem überschüssigen Bewässerungswasser in der Erde und gelangen dann als Oberflächengrundwasser oder über Gräben in den See. Leider blieb ZDF hier sehr unkritisch und oberflächlich!

Es leben zwar Zehntausende Kenianer von der Blumenindustrie, aber es wurden auch ehemalige Mitarbeiter gezeigt, die nach fünf Jahren von den Spritzmitteln so krank wurden, dass sie aufhören mussten, vor allem, weil die einfachsten Sicherheitsregeln nicht eingehalten werden. Da helfen auch die Kontrollen nicht, wenn nach ihrer Ankündigung die Giftlager aufgeräumt werden und an dem Tag nicht gleichzeitig gesprüht und geerntet wird.


Am stärksten hat mich dieser Massai beeindruckt, der wie alle seine Landleute von den Farmen vom angestammten Stammesland vertrieben wurde. Er sagte: "Rosen kann man nicht essen!" Auf dem fruchtbaren Land könnte man ausreichend Früchte für ganz Kenia anbauen und würde damit sicherlich genau so viele Menschen beschäftigen.


Ich frage mich, ob die Dörfer dann auch so aussehen würden!


In einigen Fairtrade-Farmen gibt es Ansätze Nützlinge, z.B. Raubmilben gegen die für Rosen besonders schädlichen Spinnmilben einzusetzen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie die hier fernsehwirksam ausgestreuten Nützlinge ein hektargroßes Gewächshaus erfolgreich schützen sollen. In kleinen Anlagen funktioniert das sicherlich, aber wer schon einmal Spinnmilben im Wintergarten hatte, weiß, wie schwierig die Bekämpfung mit Nützlingen ist.

Das Fazit des Berichts für mich: Fairtrade ist eine gute Sache, nur ist man mit der Kontrolle der Fairtrade-Regeln offenbar völlig überfordert. Die im Film genannten Sanktionen bei festgestellten Verstößen waren geradezu lächerlich. Man fand in Deutschland verbotene Spritzmittel, und weil sie in Kenia bei der daraufhin angesetzten Kontrolle nicht auf den Spritzlisten standen und auch nicht im für die Kontrolle aufgeräumten Giftlager zu finden waren, wurde der Betrieb nach einer Woche wieder freigegeben. Daraus kann ich nur folgern, auch bei Faitrade kommt der geschäftliche Erfolg an erster Stelle. 

Alle Fotos direkt aus der ZDF-Mediathek-Widergabe ausgeschnitten - ich hoffe die gezahlten Rundfunkgebühren erlauben das.

Im nächsten Post berichte ich dann wieder über meine "normalen" Rosen - die langweiligen Edelrosen sind nichts für mich.
 

4 Kommentare:

  1. Wie gut, dass mein Liebster nicht au die Idee kommt, mir Blumen zu schenken. Das ist wirklich erschreckend.

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  2. Lieber Rudolf,
    vielen Dank für diesen sehr interessanten Bericht. Da schaue ich mir doch lieber die Rosen im Garten an und warte dafür bis Mai. Und Tulpen aus Holland sind mir sowieso lieber ;-)!
    LG Steffi

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  3. Ein wunderschöner blog Rudolf. Ich bin dein neue folger
    Schönes wochende gewünscht.

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  4. Hartelijk welkom, Marijke!
    Ich habe lange in Kleve gelebt und war immer gern in Deinem Land!
    Liebe Grüße
    Rudolf

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