Sonntag, 29. April 2012

Winter Ade



Am 29. April sollte man mitten im Frühling sein und nicht mehr an den Winter denken. Dieses Jahr ist alles anders. Die Schäden des Winters stehen noch nicht endgültig fest.


Die Unterlage lebt, die Veredlung ist tot.

Dass Rosen, die im Herbst gepflanzt wurden, erfrieren können, obwohl sie gut mit Erde angehäufelt und bedeckt waren, habe ich noch nicht erlebt. Auch Herr Ruf, Rosengärtner aus Steinfurth, meinte, er habe in diesem Winter noch etwas dazugelernt. Dazu sind im Rosendorf Steinfurth, in der klimatisch sonst so milden Wetterau, Tausende von Jungveredlungen erfroren, nur im Kühlhaus eingelagerte, fertige Pflanzen haben überlebt.

Auch einige meiner Stecklinge sind bis in die Wurzel hinein erfroren. Die üblichen Unterlagen - selektierte Kultivare von Rosa canina, meist Rosa corymbifera 'Laxa' - sind absolut winterhart. Offenbar geben sie einen Teil der Winterhärte an die okulierten Triebe weiter, zumindest an die ersten Zentimeter über der Veredlungsstelle. Leider hilft das nicht bei allen veredelten Rosen und Wurzelechte können logischerweise auch nicht vom Einfluss einer Unterlage profitieren.

Noch einmal zur Erinnerung, so sah der letzte Winter aus, nach frühlingshafter Wärme im Dezember und Januar:


    Quelle: wetter.com

Temperaturverlauf Januar und Februar 2012 in Lauterbach, stellvertretend für ganz Deutschland.

Dieser kurze, aber heftige Kälteeinbruch hat so viel Schaden angerichtet. Offenbar haben die wenigen Nachtfröste um den 15. Januar nicht ausgereicht, den nötigen Frostschutz zu produzieren und in den Trieben einzulagern.

Gestern habe ich die ersten Ersatzrosen aus Steinfurth geholt und dann doch noch eine positive Überraschung erlebt. Ich hatte bei den scheinbar toten Rosen stets vorsichtig bis zur Veredlungsstelle gegraben und dabei einige gefunden, die aus tief liegenden Knospen doch noch austrieben. Bei der 'Zéphirine Drouhin' hatte ich wohl zu früh geschaut, sie war nur scheintot und hatte heute früh einige Zentimeter über der Veredlung noch etwas
grüne Farbe und 3 kleine Triebe. Jetzt stehen dort also zwei Pflanzen und es wird sich hoffentlich ein besonders üppiger Busch entwickeln!

Nachtrag am 11. Mai 2012: 
Es haben doch noch einige andere - bereits abgeschriebene - im Herbst gepflanzte Rosen überlebt. Sie haben direkt über der Veredlungstelle ausgetrieben. Alles darüber ist Schwarz! Es waren also "nur" 4% der Veredelten, jedoch ca. 15% der wurzelechten Stecklinge aus 2010.


Geschadet hat der Winter mit seinem plötzlichen strengen Frost nach sehr warmen Wochen aber offenbar den Blattläusen. Ich habe die landläufige Meinung, dass strenge Winter die Schädlinge reduzieren, immer für ein Märchen gehalten. Die Eskapaden des vergangenen Winters haben offenbar gewirkt.


An den Rosen sitzen zahlreiche Marienkäfer und warten auf Kundschaft. Leere Blattlaushüllen sind aber kaum zu entdecken, lebende überhaupt nicht.

In der Rheinebene haben die Rosen schon Knospen - ich kann sie noch nicht einmal ertasten. Dafür darf ich mich noch an frühen Tulpen und Narzissen erfreuen.


Tulipa fosteriana 'Purissima'


Narcissus jonquilla 'Curlew'


Narcissus triandus 'Hawera'
Sie werden nur ca. 10 cm groß und sind ein wahres Juwel



Tulipa clusiana var. chrysantha

Montag, 16. April 2012

Rosen und Farben



Vor einigen Tagen schrieb mich ein HMF-Administrator an und äußerte Zweifel an einem von mir dort eingestelltem Foto einer Rosenblüte. Dies brachte mich auf die Idee, über die Farbvariabilität bei Rosen zu berichten.








Sie werden es vermutlich auch nicht glauben, aber dies ist jedes Mal eine Blüte von derselben Pflanze. Mit meinem Fotoprogramm werden Bilder etwas nachgeschärft, die Farbsättigung und ggf. die Helligkeit korrigiert. Farbkorrektur ist tabu! Vor jedem Foto wird ein manueller Weißabgleich gemacht - Sonne, Schatten, Wolken - und bei sehr hellen Blüten eine Blendenkorrektur von 1/2 bis 1 Stufe, dann stimmen bei nahezu allen Fotos die Farben und der "beliebte" digitale Blaustich wird sicher vermieden.
Diese Rose stammt als wurzelechter Steckling aus Sangerhausen. Die ersten 4 Bilder entstanden auf dem Balkon - Container mit Blumenerde - bzw. einer Blüte in der Vase. Ein Jahr später (2011) wuchs die Rose im Garten, in schwerem, tonhaltigem Lehmboden - Bild 5 bis 7.

August Jäger beschreibt 1936 die Blüte der Sangerhäuser Mutterpflanze im Rosenlexikon als "blut-rot, purpur-zinnober schattiert, zuweilen mit karmesin Reflexen".

Es ist Grand-Duc Alexis. So habe ich sie in Sangerhausen gesehen:


Grand-Duc Alexis
Remontant- Hybride, 1892 - L. Lévêque & fils, Frankreich
Duft: 4, intensives, frisches Parfum mit zarten Gewürznoten

Mit der Beschreibung "blutrot" gehe ich nicht einig, es fehlt auch der Hinweis auf die silbrigen Schattierungen. Grand-Duc Alexis zeigt aber sehr schön, dass eine Jungpflanze farblich stark abweichen kann und neben dem Alter, die Unterlage, der Boden, das Klima und das Licht eine große Rolle für die Farbe einer Rosenblüte spielen können. Auf die Farbe in diesem Sommer bin ich gespannt!

Vor einer anderen Rose habe ich auch schon oft gestanden und gedacht, die sah doch letztes Jahr ganz anders aus........!



Président de Sèze
Gallica, 1828 - Hébert, Frankreich
Duft: 4, süß

Bei dieser Rose hatten auch schon einige andere Rosenfreunde das gleiche Problem!