Die grauen Wintertage geben mir die Muße, durch die virtuellen Kataloge der Rosengärtner zu blättern - es gab da doch noch einige kleine Lücken im Park .....! Außerdem könnte der heftige Kälteeinbruch - es sind jetzt gerade -10°C - nach dem warmen Weihnachtsfest, die eine oder andere empfindliche Rose zum zweiten Mal treffen, die dann endgültig durch eine frosthärtere ersetzt wird.
Ich landete bei Peter Beales Roses und stieß auf eine schöne, weiße Centifolie: 'White Provence' mit dem Synonym 'Unique Blanche'.
Dazu gab es noch 50% Januar-Rabatt - die Versandkosten von 20 £
- die Paketdienste haben immer noch nicht realisiert, dass es in Europa
keine Grenzen mehr gibt - ließ mich dann doch genauer hinschauen.
Es soll der weiße Sport von Rosa centifolia sein, den Greenwood (oder Grimwood) 1775 in England gefunden hat, der aber vermutlich in Holland entstanden ist und sich auch in Frankreich verbreitete. Bei Schultheis war es 'Vierge de Cléry', mit dem Synonym 'Unique Blanche', was sicherlich falsch ist, Bierkreek zeigte kein Foto, bei allen anderen Anbietern war ein Foto von 'Vierge de Cléry' zu sehen, mit den typischen sich einrollenden Petalen, wenn die Blüten älter werden und den Einfluss einer Chinarose zeigen, die die Rose auch nachblühen lässt und die wächst bei mir ja bereits!
Einen Tag vorher sah sie noch so aus, wie das Foto bei Beales. Dabei hat Redouté sie doch schon dargestellt:
Rosier unique, Redouté Les Roses
Dann sah ich beide bei Vintage - mit dem identischen Foto von 'Vierge de Cléry'! Einer Firma, die sich den Alten Rosen verpflichtet fühlt, sollte das doch auffallen. Aber vielleicht finden sich genügend Dumme, die beide Rosen für den stolzen Preis von je 45 $ kaufen, um dann festzustellen, sie haben ein Doppeltes Lottchen erstanden und einen Beitrag zum Erhalt des angeschlagenen Schiffes geleistet.
Auch in Sangerhausen fotografierte ich diese 'Vierge de Cléry' 2008 als 'Unique Blanche', Grimwood 1778. Zur Ehrenrettung von Sangerhausen muss ich aber sagen, sie stand in der "Quarantäne"-Abteilung IV und wurde inzwischen verpflanzt. Das neue Namensschild kenne ich allerdings nicht.
Wer die Namen seiner Lieben vergisst oder ständig verwechselt, hat meist Anzeichen von Alzheimer - sollte das eine um sich greifende Rosengärtner-Krankheit sein? Beales, der dicke Bücher über Historische Rosen geschrieben hat, sollte doch Redouté kennen. Aber in Classic Roses zeigt er ein Foto von 'Vierge de Cléry' mit allen drei Namen. Im onlineshop kennt er nur noch zwei!
Bei Redouté & Thory findet man auch eine schöne Geschichte zu dieser Rose, hier die englische Version:
‘It was Mr Grimwood, a nurseryman
and a great rose-lover with a splendid collection, who by chance,
discovered this rose around 1777. He was accustomed to taking a
summertime excursion and on one such day, noticed this charming specimen
whilst passing the garden of Mr Richmond, a baker near Needhad in the
county of Suffolk. It had been planted there by a carpenter who had been
repairing a Dutch merchant’s mansion and had found it near a hedge on
the merchant’s contiguous premises. Mr Grimwood, on requesting a small
cutting, instead received the whole plant from Mr Richmond. To thank the
latter for such a generous present, on his return home he sent him an
elegant silver cup with the rose engraved upon it. Mr Richmond used it
to his dying days, in memory of the occasion.’
Also gab es keine Bestellung bei Beales! Bei Historische Rosenschätze fand ich dafür diese schöne Gallica:
Es soll 'Daphné', Vibert 1819 sein. HMF ist wieder einmal nicht helpful, man zeigt Bilder von drei verschiedenen Rosen und niemand merkt, dass da etwas nicht stimmen kann! In Commer habe ich 'Daphné' so gesehen und so steht sie auch in Mottisfont:
Jäger sagt, sie sei Hellrosa, mit dem Synonym 'Don de l'Amitié'. Dann nennt er noch eine Bengal-Hybride , unbekannter Züchter 1855, lebhaft karmin, sowie eine vor 1817 in England entstandene, dunkelrosa 'Daphne', unbekannter Zuordnung. C. Nickels beschreibt sie 1836 als "purpurroth". Simon & Cochet in ihrer Nomenclature beschreiben die Vibert-Rose als "rose clair" und die Bengal-Hybride aus 1855 als "carmine". Joyaux beschreibt in La Rose de France die carminfarbene Rose, die in seiner Sammlung und in Mottisfont steht.
Dann habe ich es aufgegeben und beschlossen, die schöne Dame, so wie sie bei Corinna Schütte angeboten wird, zu kaufen.
Wie können die Rosenliebhaber und -spezialisten nur immer wieder die Namen ihrer Lieblinge vergessen - Alois Alzheimer hat doch erst am 25. November 1901 den ersten Fall der nach ihm benannten Krankheit gesehen!