Samstag, 22. Dezember 2012

Kordes und Fairtrade III



Fairtrade hat auf meine Anfrage bezüglich der Abwasserbehandlung bei Kordes in Kenia geantwortet, da das Kreislaufsystem nach der Aussage von Kordes im NDR-Film eigentlich noch gar nicht fertig sein kann. Ich zitiere daraus:
 
°Es ist vermutlich nicht aus dem Nähkästchen geplaudert, wenn wir sagen, dass der Weg der Zertifizierung der Kordes Farm nicht einfach war – und dies ist erst im Herbst diesen Jahres ausgesprochen worden.

Seit 2011 haben wir im Rahmen des New Standard Framework einen neuen Umweltstandard, der auch für Plantagen  gilt. Manche dieser neuen Standards werden seit dem 1. Juli 2012 abgeprüft (z.B. Plantage muss wissen, woher das Gießwasser kommt), andere werden 2014 fällig, wieder andere 2017, wie z.B. die Vorschrift, die beste Technologie dafür einzusetzen.

Das Verbot von Abwasserleitungen in den Naivashasee besteht von Anfang an. Viele Plantagen setzen dies auch um, weil es auch Kosten spart. Praktisch läuft das so: Alle überflüssige 'Fertigation - Lösung' wird in ein Reservoir geleitet, dort gelagert und bei Bedarf wieder verwendet, manchmal nach einem Reinigungsvorgang. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass teurer, dem Tröpfchenbewässerungswasser zugesetzter Dünger so nicht verloren geht sondern letztendlich der Pflanze doch zukommt."
 
Offenbar hat Kordes dann doch schneller gearbeitet! Aber als Ingenieur würde ich mir das vor Ort gern einmal kritisch anschauen. Nachdem ich den ARD-Bericht über die Global Player im Schokolade-Geschäft und deren Stellungnahmen zu Anspruch und Wirklichkeit gesehen habe, sind meine Bedenken bei Kordes' Schnittrosen weiterhin vorhanden. Der erste Satz in der Stellungnahme von Fairtrade spricht ebenfalls Bände.
 
Auch würde ich mir gern selbst ein Bild davon machen, was nach Ansicht von Kordes und Fairtrade ein gerechter Lohn ist. 80 € im Monat sind für mich ein Hungerlohn, selbst wenn man davon in Kenia satt werden könnte. Der Durchschnittslohn in Kenia beträgt 50.000 KES und entspricht 441 €, davon ist Kordes weit entfernt (Quelle: Numbeo). Dort findet man auch Preise für Grundnahrungsmittel, so kostet 1 kg Kartoffeln mit umgerechnet 79 ct., doppelt soviel wie bei uns - auch wenn Kartoffeln sicherlich nicht unbedingt eine Kenianische Leibspeise sind. Ein deutscher Mindestlöhner arbeitet für einen einfachen Fernseher ca. 2,5 Tage und kann dann noch 19,5 Tage im Monat für Wohnen, Essen und Kleidung arbeiten. Ein Kenianer bei Kordes hat 2,5 Monate kein Geld für Wohnen, Essen und Kleidung, wenn er sich einen Fernseher kauft. Kordes Mitarbeiter brauchen natürlich keinen Fernseher....
 
Trotzdem allen Lesern frohe Feiertage, auch wenn Sie nach diesen Zeilen auf Schnittrosen aus Kenia - mit oder ohne Siegel - vielleicht verzichten werden! Und bitte nicht sagen, wenn Kordes nicht da wäre, hätten die Menschen dort gar nichts zu essen. Die Fairtrade Idee ist ja eigentlich, dass bei den Produzenten und Arbeitern in Entwicklungsländern mehr Geld hängen bleibt. Aber die Rosenfarm in Kenia gehört Kordes, die offenbar den größeren Teil des Fairtrade-Mehrpreises in die Firmenkasse fließen lassen und nur Brosamen an die Mitarbeiter weitergeben!  
    

4 Kommentare:

  1. Fairtrade hin oder her. Mir wäre es lieber, dass solche Anlagen Nahrungsmittel für das Umland produzieren würden. Rosen aus Kenia finde ich schwachsinnig. Warum brauchen wir im Winter überhaupt Rosen oder Erdbeeren? Aber das haut wegen der Globalisierung wohl leider nicht hin. Und wenn uns im Supermarkt zu Weihnachten Hirsch & Lamm aus Neuseeland angeboten werden, ist das günstiger als einheimische Produkte. Doch dafür sollen wir dann wegen der Klimaerwärmung unsere Häuser mit Styropor dämmen, die dann spätestens nach 20 Jahren durchfeuchtet sind. Dann ist die Bausubstanz geschädigt, und wir sitzen auf einem Berg gemischtem Sondermüll, den wir dann am Liebsten in Drittländer entsorgen und dabei neue Emissionen produzieren ...
    Altkleiderlüge & Co - wahrscheinlich kann nur weltweite Not diesen Irrsinn stoppen!?
    Allerdings bin ich auch nicht besser. Der größte Teil meiner Weihnachtsdeko kommt per Schiff aus China :-(

    Trotzdem wünsche ich Dir schöne Weihnachten und bei den warmen Temperaturen eventuell auch rosige Momente ;-)
    VG Silke

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  2. Wenn es mir gelungen ist, einige Leser zum Nachdenken zu bringen und ihr Kaufverhalten ein ganz klein wenig zu verändern, bin ich schon froh! Erdbeeren kauft jetzt nur jemand, der nicht weiß, wie Erdbeeren - eine gute alte Sorte - im Sommer frisch vom Busch schmecken. Meine Weihnachtsdeko ist aus Stroh und Goldpapier und wird seit Jahrzehnten wiederverwendet, meine Weihnachtspyramide stammt noch aus dem Erzgebirge und nicht aus China. Aber wenn ich die ganzen Deko-Blogs anschaue, bin ich wohl von einem anderen Planet.....
    Übrigens, aus schlechten Altkleidern wird ein sehr umweltfreundliches Dämmmaterial gemacht, der Rest ist halt ein gutes Geschäft - bei uns für die Sammler und in den Ländern, wo sie schließlich als (fast) neu verkauft werden.
    Auch Dir schöne Weihnachten, ohne Schnittrosen, egal woher!
    LG Rudolf

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  3. Hallo Rudolf,
    danke für Dein Krippenfoto. Das ist wirklich eine schöne Tradition! Und ich hoffe für Dich, dass sie wirklich als Erbstück weitergeben wird.
    Und auch, wenn es etwas anders in meinem Kommentar klingt, so habe ich neben dem 'Gerümpel' aus China auch vieles oftmals auch altes aus dem Erzgebirge - einerseits aus meinen Kindertagen und auch besonders gern bei Ebay ersteigert (obwohl das unter dem Gesichtspunkt der Einzel-Transportkosten vielleicht auch nicht richtig ist). Und gerade gestern kam ein Schwibbogen für meine Mutter mit der Post, den ich so ganz bestimmt nicht aus China bekommen kann bzw. will. Denn es wäre schade, wenn solche Firmen und Traditionen nach und nach aus betriebswirtschaftlichen Gründen verschwinden. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Firma nicht auch im Erzgebirge Lichterketten aus China verbaut ... ;-)
    Es ist wirklich erschreckend wenn man sich den Dekomarkt in den Geschäften genauer ansieht, wie wenig einheimische Produktion da noch übrig bleibt - auch bei Läden mit dem vermeintlichen Landhaus- oder Nordischem-Charme oder auch beim Porzellan.
    Und im Bereich Elektronik kann ich nun auch Asche auf mein Haupt schütten, denn im nächsten Jahr kann ich - nachdem die Welt am Freitag nun doch nicht untergegangen ist - im nächsten Jahr wahrscheinlich wieder mehr Bilder ohne Wolfgangs Hilfe posten ...
    Nun wünsche ich Dir mit Deiner Krippe und dem 'uralt-Moos' besinnlich-schöne Stunden!
    Und ich stelle jetzt meine erzgebirgischen Engel auf :-)
    LG Silke

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  4. Lieber Rudolf,
    Schnittblumen aus dem Laden wirken immer ein wenig künstlich.
    Es soll auch nicht so gesund sein an ihnen zu riechen.
    Auf jeden Fall wünsche ich dir ein wunderschönes Weihnachtsfest
    im Kreise deiner Lieben :-)
    Ganz viele liebe Weihnachtsgrüße Urte

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